Der lange Weg zur Wahrheit oder warum die WHO die UN auffordert, die Single Convention von 1961 zu ändern und was das für die Hanfkonsumenten und Patienten bedeutet.

Der Weg ist bekanntlich das Ziel. Ob die Akteure der WHO diese alte buddhistische Weisheit im Sinn hatten, als sie sich endlich entschieden, den Irrweg der Cannabis-Prohibition zu verlassen, um das zu tun, was sie sich 1986 in Ottawa auf die Fahnen geschrieben haben – die Rettung der Erde?

Gehen wir etwa 99 Jahre zurück, um dies etwas genauer zu erklären. Im Jahr 1919 wurde der Friedensvertrag von Versailles beschlossen und unterzeichnet. Unter dem Eindruck des menschenfressenden Stahlgewitters und der Gräueltaten des Stellungskrieges des Ersten Weltkriegs versammelten sich die Sieger und Verlierer, um endlich eine neue friedliche Ordnung für alle Völker zu schaffen. Vor dem Krieg, am 9. Februar 1909, war in Shanghai die Internationale Opiumkommission gegründet worden. Da die Briten seit den 1820er Jahren den Opiumhandel mit China massiv vorantrieben, um die im chinesischen Volk gewachsenen Sozial- und Handelsstrukturen zu zerstören, wurde von den interessierten Handelsgesellschaften und Gruppen zwischen 1839 und 1860 in zwei Opiumkriege investiert. Über diese Wirtschaftskriege wurde letztlich die Legalisierung des Opiums in China erzwungen. Aufgrund des dadurch auch international florierenden Welthandels mit Opium, tauchten dann um 1900 in den rasch wachsenden Städten der westlichen Welt erstmals Drogenkonsumenten auf. Der in der westlichen, „weißen“ Welt aufkommende Rassismus und die Eugenik hatten zur Folge, dass nun bestimmte Konsumentengruppen stigmatisiert bzw. als soziales Problem betrachtet wurden: So in den USA nicht etwa Opiatabhängige aus der Oberschicht, die sich Heroin in der Apotheke als Lifestyle-Droge kauften, sondern Opium rauchende chinesische Migranten und urbane Jugendgruppen, die unter anderem ebenfalls Heroin konsumierten. Unter dem Eindruck der Folgen des in China in Massen konsumierten Opiums und der Angst vor einem expandierenden Drogenkonsum in der eigenen Gesellschaft, formierte sich in den USA, Großbritannien und anderen europäischen Ländern im ausgehenden 19. Jahrhundert eine christlich-rassistische Anti-Rausch-Bewegung, die auf ein globales Verbot von Alkohol, Opium, Kokain und Heroin hinarbeitete.

Vor diesem Hintergrund fand am 19. Februar 1925 in Genf die 2. Internationale Opiumkonferenz statt, bei der, auch durch Bestrebung der USA und Ägyptens, Cannabis mit in die Reihe der zu verbietenden Stoffe aufgenommen wurde. Warum wurden damals nicht auch Alkohol und Tabak verboten und stigmatisiert? Aus dem einfachen Grund: Die Mitglieder der Kommission tranken und rauchten selber sehr gerne, was man anhand der Bewirtungsliste von Hennessey und Moët&Chandon sehr gut nachvollziehen kann. Hinzu kam, dass die Tabakplantagenbesitzer in Virginia und anderen US-Staaten, denen der immer populärer werdende Cannabiskonsum Marktanteile streitig machte, gewaltigen Einfluss auf den US-Kongress nahmen. Ähnlich die Lage in Ägypten, wo Probleme mit „Rebellen“ bestanden, die für das Rauchen von Hanf keine Steuern zahlen wollten. Die gleiche Situation herrschte in allen europäischen Ländern, denn der Arme-Leute-Tabak, „Knaster“ oder „Starker Tobak“ genannt, war nichts anderes als Cannabis, welches seit Jahrhunderten steuerfrei im Garten angebaut und geraucht wurde.

Die Beschlüsse dieser 2. Opiumkonferenz hatten zur Folge, dass Cannabis international geächtet wurde und die USA und Ägypten mit dem Privileg versehen wurden, als einzige Länder Tabak nach Deutschland exportieren zu dürfen. Bis heute bekommt man bei uns in Deutschland nur legal versteuerten Shisha- oder Hookatabak aus Ägypten. Dies ist die eine Seite der Medaille. Und die andere? Diese andere Seite können wir erst jetzt, fast 100 Jahre später, begutachten und erkennen: Das Cannabisverbot hat den Aufstieg von Kunstfasern und petrochemischen Produkten ermöglicht, welcher, vermeintlich alternativlos, ungebremst in das heutige Szenario von Mikroplastik verseuchten Meeren, vergiftetem Grundwasser und Treibhauseffekt geführt hat. Durch das Cannabisverbot der letzten 100 Jahre war es unmöglich, an dieser Pflanze Forschungen durchzuführen. Vor dem Verbot wurde der erste Kunststoff Bakelit aus Hanfölestern und Hanffasern hergestellt, Henry Ford hatte sogar ein Auto mit Hanf-Karosserie entwickelt. Mit Hanf ist es möglich, 80 Prozent aller Erdölprodukte ökologisch und klimaneutral herzustellen.

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Hat also das Hanfverbot der letzten 100 Jahre mit Schuld an der Klimakatastrophe, in der wir uns befinden? Wenn man sich bewusst macht, dass Hanf auf derselben Fläche viermal mehr Biomasse in einem Jahr erzeugt, als ein vergleichbares Waldstück und dabei auch noch CO2 bindet, kann man sich schon vorstellen, dass wir mit Hanf das Klima und unseren Planeten retten könnten. Dieser Meinung folgt auch die WHO, wobei wir wieder bei diesem langen Weg wären, den wir zusammen mit den Entscheidungsträgern gehen mussten und weiter gehen müssen. Ich hatte die große Ehre, bei der 40. ECDD Konferenz (Opiumkonferenz) in Genf als einziger deutscher Drogenexperte geladen zu sein und dazu beitragen zu dürfen, dass endlich, nach 99 Jahren der Unwahrheiten und Lügen über Hanf, diese Pflanze wieder in das richtige Licht gesetzt wird. Die Einreichungen der internationalen Experten wurden von der zwölfköpfigen Expertenkommission zusammengefasst und ausgewertet. Die Ergebnisse dieser Auswertung hat Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO, in einem sechsseitigen Brief an den Generalsekretär der UN, Antonio Guterres, übermittelt. Die drei wichtigsten Aussagen zur Gefährlichkeit von Cannabis beziehen sich auf dessen Toxizität, die Suchtgefährdung und die Gefahr, durch den Konsum eine Psychose (seelische Krankheit) zu erleiden. Was am Anfang des Weges über Hanf behauptet wurde, wird nun als große Lüge entlarvt.

Beginnen wir bei der Toxizität von Hanf und Tetrahydrocannabinol (THC). Laut der Erkenntnisse der WHO liegt die tödliche Dosis von reinem (−)-trans-Δ⁹-Tetrahydrocannabinol bei 4 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Dies bedeutet, dass bei einem erwachsenen Menschen mit 70 Kilogramm Körpergewicht 280 Gramm reines THC auf einmal in die Blutbahn gelangen müssten, um tödlich wirksam sein zu können. Dies ist theoretisch und praktisch nicht möglich. Ein einfaches Rechenbespiel: Laut BKA sind auf dem deutschen Schwarzmarkt Cannabissorten im Umlauf, die durchschnittlich bis zu 13 Prozent THC-Gehalt haben. Da dies der theoretische Wert des BKA ist und es sich einfacher rechnen lässt, gehen wir von 10 Prozent THC Gehalt aus. Ein Kilogramm dieses Cannabis hätte einen Wirkstoffgehalt von 100 Gramm; es wären also 2,8 Kilogramm Cannabis nötig, um einen 70 Kilogramm schweren Menschen töten zu können – falls dieser es schafft, das THC auf einmal in seine Blutbahn zu bekommen. Wenn man 2,8 Kilogramm des bei uns legal erhältlichen Birkenlaubs verbrennen und einatmen würde, wären die Folgen der Rauchgasvergiftung mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit tödlich.

Bei der von deutschen Politikern gerne verbreiteten Gefahr, durch Konsum von Cannabis eine Psychose zu erleiden, sieht es nicht anders aus. Hierzu wurde behauptet und auch durch Studien belegt, dass Cannabis psychotische Effekte bei 3,5 Prozent der Probandengruppe hervorruft. Das kann sein, zumal viele Cannabiskonsumenten bereits bestehende Psychosen im Sinne einer Selbstmedikation mit Cannabis behandeln und es bei der Kontrollgruppe der Nichtkonsumenten immerhin 5,8 – 6 Prozent waren, die eine Psychose erlitten, laut WHO ein ganz normales Verhältnis in Bezug auf die Gesamtbevölkerung. Ein wichtiger Punkt ist auch die Erkenntnis der WHO, dass überhaupt erst durch die Strafverfolgung und den permanenten Verfolgungsdruck durch die Behörden psychotisch-paranoide oder Angstzustände bei den Cannabiskonsumenten erzeugt werden und dies von bestimmten Regierungen verwendet wird, um politisch nicht erwünschte Menschengruppen auszugrenzen, zu maßregeln oder strafrechtlich zu belangen. Dies sind nur ein paar der wichtigsten Punkte – Meilensteine auf dem Weg der Re-Legalisierung von Hanf, aber doch nur ein Anfang, der ermöglicht, weitere Schritte im Umgang mit Hanf und seinen Konsumenten human und ökologisch zu gehen.

Was bedeutet das für die Zukunft? Wir sehen im internationalen Vergleich, dass sich die Regierung in Deutschland immer noch sehr schwer tut mit der Re-Legalisierung. Das liegt an alten Denkmustern, aber genauso an der Lobbyarbeit bestimmter Interessengruppen, die seit den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts versuchen, Cannabis als Teufelszeug abzutun. Viel war über die Heilwirkung von Cannabis bekannt, bis zum Verbot hatten 75 Prozent aller Medikamente, die in Deutschland in Apotheken angeboten wurden, einen Cannabis-Anteil oder bestanden ganz daraus. Unser gut funktionierendes Gesundheitswesen ist auch ein gigantischer Markt, um den massiv und mit allen Mitteln gekämpft wurde und wird. Da hat eine Heilpflanze, die sich unkompliziert im Garten anbauen lässt, von Haus aus keinen guten Stand. Unser Arzneimittelgesetz wurde durch erfolgreiche Lobbyarbeit so beeinflusst, dass Teedrogen und Heilpflanzen daraus entnommen wurden. Es sind nur Einzelstoffe und Stoffgruppen für die medizinische Versorgung von Kranken praktikabel und nötig, so die Suggestion der Verantwortlichen. Ein Arzt kann Kamillentee empfehlen, aber nicht verschreiben und die Krankenkassen übernehmen die minimalen Behandlungskosten nicht, trotz bewiesener Wirkung. Vor diesem Hintergrund war es natürlich ein wundervoller Zufall für die petrochemische Pharmaindustrie, dass Cannabis 1961 durch die Single Convention auch als Medikament verboten wurde. Der deutsche Gesetzgeber benötigte noch bis 1971, um das Opiumgesetz, aus dem später unser Betäubungsmittelgesetz (BtMG) wurde, an die Forderungen der Interessensgruppen anzupassen. Die Nazis des Dritten Reichs hatten das Opiumgesetz, wie viele andere Rassisten mit Ihnen, dazu verwendet, nicht erwünschte Menschengruppen und „asoziale Rauschgiftabhängige“ von der Bildfläche verschwinden zulassen. Wie viele Drogenkonsumenten Opfer dieser Säuberungen geworden sind, ist nirgends bekannt und ist ein weiterer Stein der Schuld. Dieser ideologisch-rassistische Teil der Cannabisprohibition wird von Dr. Tilmann Holzer in seinem Werk „Die Geburt der Drogenpolitik aus dem Geist der Rassenhygiene“ aufgearbeitet und beschrieben. Gerade in unserer heutigen Zeit, in der die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten wieder en vogue zu werden scheint, sollten sich unsere politischen Entscheidungsträger langsam aber sicher aus der Komfortzone ihres Elfenbeinturms herauswagen, um endlich wieder am aktuellen Zeitgeschehen teil zu haben, um endlich die von vielen Menschen lange erwartete Bewusstseinserweiterung zu erfahren, um endlich zu erkennen, dass man eine Pflanze nicht ungestraft verbieten kann.

Quellen:

  • Dr. Tilmann Holzer: Die Geburt der Drogenpolitik aus dem Geist der Rassenhygiene
  • Hans-Christian Dany: Speed. Eine Gesellschaft auf Droge
  • Jack Herer / Mathias Böckers: Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf
  • www.WHO. int 

Christoph Roßner vor dem Eingang zum Hauptquatier der WHO in Genf

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