wie posttraumatische Belastungsstörungen mit Cannabis gelindert werden
können – wie der Krieg im Kopf ein Ende findet
von Christoph Rossner
Krieg nährt den Krieg
Zu dieser Erkenntnis waren in den 20er und 30er Jahren des
17. Jahrhunderts pfiffige deutsche Staatsmänner, Glaubensfürsten, Handelshäuser
und Banken gekommen und infolge dessen war der Dreißigjährige Krieg, wie er bei
uns genannt wird, der Auslöser für die bis heute rotierende Spirale aus Profit,
Glauben und Gewalt. Der Zug der apokalyptischen Reiter war nicht mehr
aufzuhalten und wie immer finden wir schon in dieser Geschichte genug Hinweise auf die Folgen der Verheerungen, die
von ihm ausgingen. Der erste und zweite dieser Reiter bringen den Krieg und die
direkte Zerstörung, durch Pferde, Pfeile und Schwerter, der dritte dieser antiken
Reiter bringt den Zins und den Wucher nach dem Krieg, mit dem die Unterworfenen
von den siegreichen Herren belegt wurden. Doch der vierte und letzte dieser
historischen Figuren bringt und verkörpert das, was von einem Krieg übrigbleibt
und Generationen die Angst in den Kopf geprügelt hat: Furcht, Krankheit,
Niedergang und Tod. Diese Vorstellung von Krieg und todbringenden Reitern ist
die Blaupause, der Ursprung einer Darstellung, wie eine posttraumatische
Belastungsstörung ausgelöst werden kann. Dieses Thema ist so alt wie der Krieg
unter den Menschen selbst. Die Urangst, die wenn sie ausgebrochen ist, uns
körperlich und seelisch lähmt, quält und auffrisst.
Angst ist vererbbar
Unsere Großväter und Großmütter, unsere Urgroßväter und auch
unsere Urgroßmütter, haben in zwei dicht aufeinanderfolgenden Weltkriegen diese
Urangst am eigenen Leib erfahren müssen. Die Auswirkungen dieser Kriege haben
wir Kinder, Enkelinnen und Urenkelinnen als genetische Erinnerung, als ein Erbe
mitbekommen. Prof. Dr. Jacek Debiec von
der Universität von Michigan http://www.mbni.med.umich.edu/mbni/faculty/debiec/debiec.html
hat mit seiner
Arbeit bewiesen, dass Ängste von Müttern genetisch auf das ungeborene Kind
übertragen werden können. Diese Meinung teilt auch die Psychiaterin Dr.
Ulrike Schmidt vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie.
https://www.deutschlandfunk.de/traumavererbung-rattenmuetter-uebertragen-angst-auf.676.de.html?dram:article_id=293041
Aber was hat das mit Cannabis zu tun?
Postraumatische Belastungsstörungen (PTBS) sind psychische
Erkrankungen und können durch ein- oder mehrere katastrophale Sonderfälle oder
Ereignisse ausgelöst werden. Es reicht womöglich aus, wenn man Zeuge einer
schrecklichen Situation wird, oder enge Angehörige in eine solche verwickelt
werden. Die in der Folge auftretenden Symptome wie Angstzustände, Depressionen
oder Spasmen sind oft schwer heilbar und führen häufig zu chronischen
psychosomatischen Erkrankungen. Gerade Menschen, die sich in einer für sie oder
andere direkt lebensbedrohlichen Situation befunden haben, finden oft nur sehr
schwer einen Weg zurück in die Normalität des Lebens – Cannabisblüten oder
Extrakte sind hier für viele Menschen die einzige Möglichkeit, einen Ausweg aus
der PTBS zu finden.
Michael Krawitz von
der Vereinigung Veterans for Medical
Cannabis Access (VMCA) http://www.veteransformedicalmarijuana.org/content/about-vmma
setzt sich schon
seit 1997 dafür ein, dass Cannabis als Medizin für alle Menschen möglich wird, war
maßgeblich an der Legalisierung von Medizinalhanf in Virginia/USA beteiligt und
hat vor der UN und der WHO die Rechte der Cannabispatienten vertreten. Er kennt
viele Menschen, die eine PTBS erfolgreich mit Hilfe von Cannabisblüten
behandeln und ermöglichte ein Interview mit Aaron Augustis, dem Präsident und
Gründer von VMCA.
Interview mit Aaron
Augustis – Gründer der Veterans for Medical Cannabis Access:
1. Wie ist Ihr Name und wie alt sind Sie?
Aaron Augustis, 38
Jahre alt.
Gründer – Veteranen
Cannabis Gruppe
www.veteranscannabisgroup.com
2. Wie ist Ihre PTBS-Krankheit entstanden, was hat sie ausgelöst?
Ich wurde während
meines Dienstes in der US-Armee 2003 für sieben Monate nach Mosul/Irak für die
Operation Iraqi Freedom entsandt.
3. Wie und mit welchen Symptomen manifestiert sich die Krankheit in
Ihnen?
Angst, Hyper-Alarm,
leicht ausgelöst durch Kriegsnachrichten. Ich kann eine sehr extreme Person
sein und habe eine höhere Risikotoleranz, als die meisten anderen. Dies liegt
an dem, was ich erlebt habe und wie ich, mental, auf meinen realen
Lebenssituationen im Irak und während meines Militärdienstes vorbereitet wurde.
Die meisten Menschen wurden nicht dafür trainiert oder haben sich nie in den
Geisteszustand versetzen müssen, dass man sie tötet oder dass man bereit sein muss jemanden
anderen zu töten, wenn man angegriffen wird.
4. Welche Medikamente hatten Sie vor der Cannabistherapie genommen?
keine
5. Welche Nebenwirkungen hatten diese Medikamente?
n/a
6. Wie lange hatten Sie PTBS, bevor Sie Cannabis als Medikament
entdeckt haben?
Ich komme aus Nord-CA
(Nord-Kalifornien) und als ich ehrenhaft aus dem Militär entlassen wurde, zog
ich nach Hause zurück. Da ich von Nord-CA komme, hatte ich sofort Zugang zu
hochwertigem medizinischem Cannabis und begann es sofort zu verwenden. Ich war
immer privat Patient, bis acht Jahre nachdem ich entlassen wurde, aber nur weil
der Veteran Service Officer meines Bezirks mich ermutigte, einen Anspruch für
PTBS bei der Krankenkasse einzureichen.
7. Wurde Ihnen Cannabis von einem Arzt verschrieben oder haben Sie es
selbst ausprobiert?
Ich habe es selbst
ausprobiert und erst dann konnte ich schließlich eine Empfehlung bzw. Rezept
für einen besseren Zugang beantragen, um mich
vor der Strafverfolgung zu
schützen.
8. Wie lange nehmen Sie schon Cannabis gegen PTBS?
Seit Dezember 2003
9. Welche Nebenwirkungen hat Cannabis auf Sie?
Ich würde keinen Joint
rauchen, um mich auf einen Test
vorzubereiten oder wenn ich für einen Test lerne. Es beeinträchtigt bei mir mein
Kurzzeitgedächtnis, während die Cannabinoide in meinem Endocannabinoidsystem
aktiv sind. Zu viel Konsum macht mich lethargisch und senkt meine
Motivation.
10. Wie viel Cannabis, welche Arten konsumieren Sie täglich?
Ich benutze den
Blütenanteil der Pflanzen. Ich würde sagen, ich kann bis zu zwei, drei Gramm
täglich konsumieren.
11. Welche Form des Konsums bevorzugen Sie?
Pur-Joints,
Verdampfer, saubere Bongs / Wasserpfeifen, im Grunde genommen rauchend, da die
Wirkstoffe so schnell in meinen Blutkreislauf gelangen und ich die Dosierung
gut kontrollieren kann.
12. Hat Cannabis Ihr Leben verändert?
Ja, es ist viel gesünder
als die Verwendung anderer Medikamente, Drogen oder Alkohol zur Behandlung von Symptomen der PTBS. Es
gibt keinen Kater-Effekt oder Nebenwirkungen auf meinen Körper, wie bei Alkohol
am nächsten Tag.
Professor Hill und
das beliebteste Unkraut der Welt
Prof. Dr. Hill ist Suchtmediziner, Direktor der Abteilung
für Suchtpsychiatrie am Beth Israel Deaconess Medical Center sowie
Assistenzprofessor für Psychiatrie an der Harvard Medical School und Autor des
2015 in den USA erschienenen Buchs Marijuana:
Die unvoreingenommene Wahrheit über das beliebteste Unkraut der Welt (The
Unbiased Truth about the World’s Most Popular Weed Hazelden, März 2015). Dr. Hills klinische
Forschung konzentriert sich in erster Linie auf Medikamente und
Verhaltensinterventionen, um Menschen zu helfen, die unter ihrem Marijuanakonsum leiden und diesen beenden
wollen. Dr. Hill erhielt von der NIDA (National Institute on Drug Abuse) den
Auftrag und auch Geldmittel, um die Wirksamkeit einer synthetischen Marihuana-ähnlichen
Verbindung, Nabilon (Marinol, synthetisches ∆-9THC), als potenzielle
medikamentöse Behandlung für Patienten mit „Marihuana-Sucht“ zu
testen. Diese Forschungsarbeit wurde von
NIDA, den Brain and Behavior Research Foundations der American Lung
Association, dem Greater Boston Council on Alcoholism und der Peter G. Dodge
Foundation finanziert. Er erhielt für seine Arbeit mehrere Auszeichnungen und
veröffentlichte viele Arbeiten zu zahlreichen Suchtthemen. Dr. Hill betreut
weiterhin Patienten in seiner Privatpraxis und berät die Boston Red Sox, die
National Football League und die National Basketball Association. Sein Buch
über Marijuana wurde in Fachkreisen sehr gelobt, Mitch Earleywine, Professor
und Direktor für klinische Ausbildung an der University Albany, Vorsitzender des Vorstands der NORML (National
Organization for the Reform of Marijuana Laws), nennt es eine große
Bereicherung, da es eine Lücke an Informationen über Hanf schließe und dazu beitrage,
neue, wichtige Ansichten im Umgang mit dieser Pflanze zu ermöglichen. Hierzu
gehört auch die Therapie von PTBS mit Hilfe von Cannabisblüten.
PTBS erhöht das
Suchtpotential
Prof. Dr. Hill hat in seinen Studien festgestellt, dass
viele Menschen, die an PTBS leiden, zu Selbstmedikation mit Hilfe von
berauschenden Substanzen wie Alkohol, Nikotin , Kokain, Opiaten und auch
Cannabis neigen. Hier ist klar ein personenübergreifendes Muster bei den Erkrankten zu erkennen, egal aus welchem
sozialen Umfeld die betroffene Person stammt. In einer Studie mit 615 deutschen
Soldaten, die im Kosovo oder in Afghanistan im Einsatz waren und seitdem unter
PTBS leiden ( https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3446197/
) wurden die unterschiedlichsten Symptome und Auswirkungen erfasst; diese
decken sich mit den Erfahrungen und Beobachtungen von anderen Wissenschaftlern,
die sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigen: Der Krieg ist im Kopf der
Betroffenen geblieben – und die Angst auch.
Interview mit Prof.
Dr. Hill:
Sehr geehrter
Herr Prof. Dr. Hill,
vielen Dank für Ihre
Zeit, anbei die Fragen für meinen Artikel zu Cannabis und posttraumatischen
Belastungsstörungen.
1. Sie haben 2015 das Buch Marijuana: Die unvoreingenommene Wahrheit über
das beliebteste Unkraut der Welt veröffentlicht und damit vielen Menschen eine
neue Sichtweise auf die Cannabispflanze und deren Konsum ermöglicht. Was war
Ihr Antrieb dies zu tun? Wollten Sie Eltern eine Möglichkeit geben, sich mit
Ihren Kindern realistisch über die Drogenpflanze Hanf zu unterhalten?
Ich arbeite seit über
einem Jahrzehnt mit Patienten mit Substanzkonsumstörungen. Während dieser Zeit habe ich einige kleine
klinische Studien durchgeführt, die darauf abzielten, Medikamente für Patienten
mit Cannabiskonsumstörungen zu entwickeln.
Infolgedessen begannen Gesundheitsexperten und Gemeinschaften, mich zu
fragen, ob ich über cannabisbezogene Themen sprechen möchte, da Staaten und
Länder eine Änderung ihrer Cannabispolitik in Betracht ziehen. Damals wurde mir klar, dass es eine große
Lücke zwischen der öffentlichen Wahrnehmung und der Wissenschaft gibt. Gerade für junge Menschen nutzten viele
Schulen „Angsttaktiken“ erfolglos, um über Cannabis aufzuklären. Oftmals haben diejenigen, die „Angsttaktiken“
anwenden, nie wirklich mit Patienten gearbeitet. Meine klinische Erfahrung hat mich gelehrt,
dass ein vernünftiger, Evidenz-basierter Ansatz am besten funktioniert, und ich
habe versucht, einen solchen Ansatz in dem Buch zu verfolgen.
2. Menschen, die in Kriegen
extremen Situationen ausgesetzt sind, ob nun Zivilisten oder Soldaten, leiden
oft danach unter posttraumatischen Belastungsstörungen. Hat die PTSD zur Folge,
dass diese betroffenen Menschen Linderung
in Rauschzuständen suchen, weswegen viele dieser Menschen z.B. Tabak, Alkohol, Schmerzmittel, Opiate
und Cannabis konsumieren und davon psychisch oder physisch abhängig werden
(Polytoxikomanie)? Ist dies richtig und wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang
die Therapie mit Cannabis?
Menschen mit PTBS
leiden sehr stark und wenden sich oft an Substanzen zur Linderung. Viele berichten, dass Cannabis ihnen hilft,
daher ist es ermutigend, dass derzeit Forschungen durchgeführt werden, um die
Auswirkungen von Cannabis und Cannabinoiden auf die Symptome der PTBS zu
ermitteln.
3. Marijuana kann und wird als Therapeutikum bei posttraumatischen
Belastungsstörungen angewandt, in den USA gibt es laut Michael Kravitz vom
Verband Veteranen für den medizinischen
Cannabis-Zugang [VMCA] sehr viele Betroffene, die ihr Leid mit dem Konsum von
medizinischem Cannabis lindern. Welche Möglichkeiten gibt es hier, Cannabis so
einzusetzen, dass eine Linderung der Symptome einsetzt und bestehen bleibt?
Forscher wie Dr. Sue
Sisley führen klinische Studien durch, um die Auswirkungen von Cannabis auf die
PTBS konsequent zu dokumentieren.
Studien wie diese können zeigen, dass Cannabis oder Cannabinoide wie
Cannabidiol eine wirksame Pharmakotherapie für PTBS darstellen. Wenn sie es tun, dann werden die Patienten
wahrscheinlich Cannabis oder Cannabinoide einsetzen, um diese Symptome zu
lindern. In diesem Stadium sind die
positiven Auswirkungen von Cannabis auf die Symptome der PTBS jedoch weitgehend
anekdotisch, obwohl es eine Beobachtungsstudie von Greer et al. gibt, die die
positiven Auswirkungen von Cannabis auf die Symptome der PTBS zeigt.
4. In Deutschland hat es nach dem 1. und 2. Weltkrieg sehr viele Opfer
in der Zivilbevölkerung und bei der Wehrmacht gegeben, die extremen Situationen
ausgesetzt waren und somit unter einer posttraumatischen Störungen gelitten
haben/leiden, wie heute Menschen aus z.B. Syrien, dem Jemen oder Afghanistan.
Können Sie sich vorstellen, dass man diesen betroffenen Menschen mit einer dementsprechenden begleiteten
Cannabis-Therapie Linderung verschaffen könnte?
Möglicherweise. Deshalb sind streng gestaltete randomisierte
klinische Studien (RCTs) so wichtig.
Wenn RCTs die Wirksamkeit der Cannabis-Pharmakotherapie bei PTBS
belegen, würde dies den Weg für eine breitere Anwendung dieser Behandlung
ebnen.
5. Es gibt bereits Therapieansätze und Erfolge mit Cannabistherapien
bei anderen psychischen Erkrankungen, wie Angstzuständen und Depressionen, die
auch im Rahmen von Posttraumatischen Belastungsstörungen auftreten können. Da
die Kosten für Cannabiskraut um ein vielfaches geringer sind, als die
Behandlung mit den synthetischen Cannabis-Präparaten, würde sich eine Therapie
mit standardisiertem Cannabiskraut anbieten, da hier auch die Nebenwirkungen
absehbar wären. Haben Sie hierzu schon Erfahrungen machen können und wenn ja,
wie waren Ihre Erfolge dabei?
Da ich hier in den
Vereinigten Staaten nicht im Krankenkassensystem bin, habe ich keine Patienten
mit PTBS mit Cannabis oder Cannabinoiden behandelt.
Cannabis nimmt die
Angst
Eine Studie, die schon 2012 veröffentlicht wurde, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22736575
zeigt uns deutlich, wie Menschen, die an PTBS leiden, mit Cannabisextrakten
oder Cannabisblüten geholfen werden kann. Egal wie stark ausgeprägt die Symptome
waren, mit der Einnahme von Cannabis konnten diese gelindert oder sogar geheilt
werden. Auch bei Opfern des Dritten Reichs, die bereits seit 25 Jahren in
israelischen Altersheimen mit Cannabis behandelt werden, hat das natürliche
Heilkraut den Geist befriedet und den
Holocaust aus dem Kopf genommen.
https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit/-israel-cannabis-forschung-marihuana-im-altenheim-6717424
Deutschland braucht
Cannabis
In
Deutschland hat dieser Krieg stattgefunden, in Deutschland wurden die Gräueltaten
erdacht und vollbracht, wäre es nicht langsam an der Zeit, auch dem Volk der
Täter eine Möglichkeit der Linderung zu geben? Was für Holocaust-Überlebende und
US-Soldaten Linderung ihrer Leiden darstellt, kann auch in Deutschland nicht
schaden, ganz im Gegenteil, wenn man die alkoholisierten Massen und die
Alkoholmengen, die in unserem Land verköstigt werden, betrachtet: 11,4 Liter
reiner Alkohol stellen für alle Bewohner von 0-99 eine krasse medizinische und
gesellschaftliche Bedrohung dar. Schädigungen von Neugeborenen durch
mütterlichen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft sind in den letzten
Jahren empfindlich angestiegen. http://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Factsheets/Alkohol_in_der_Schwangerschaft.pdf
Wenn man dann noch einen Blick in die Bahnhöfe, Fußgängerzonen oder
Weihnachtsmärkte der Bundesrepublik wirft und sieht, was Bier und Schnaps
anrichten können, weiß man: Deutschland hat ein Rauschgiftproblem und das heißt
Ethanol-Konsum bzw. Alkoholismus. https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-05/who-alkoholkonsum-deutschland-hoch-europa-vergleich-studie
Muss also Alkohol strenger reglementiert werden? Wir wissen
aus der Geschichte, dass (Alkohol-) Prohibition nicht funktioniert. Wäre es da
nicht sinnvoller, alte Verbotsstrukturen zu überdenken und in Deutschland endlich
gesunde Alternativen zum Alkoholkonsum zu etablieren? Mit Cannabis könnte vielen
Menschen eine Möglichkeit gegeben werden, ihren Alkoholkonsum auf das von der
WHO empfohlene Maß von maximal zweimal 600 ml Bier pro Woche zu reduzieren. Bei
oralem Gebrauch in Form von Getränken oder Speisen hat Hanf bzw. Cannabis nur
positive, heilende Eigenschaften, keine negativen Nebenwirkungen, und ist laut
einer Studie von Toni Bücher 5000mal weniger suchtgefährdend als Alkohol. Aufgrund
seiner angstlösenden und antidepressiven Eigenschaften ist Cannabis eine
optimale, natürliche Therapie-Alternative, die auch zum Zwecke einer
Selbstmedikation ohne Hürden erhältlich sein sollte. In Indien und Bangladesch
wird seit Jahrtausenden von sehr vielen Menschen Bang-Butter als Grundnahrungsmittel
verwendet. Kleinkinder und Schwangere essen dieses THC-und CBD-haltige
Lebensmittel täglich. Berber in Marokko verwenden Hanf-Kiff, um daraus mit
Honig eine heilsame Naturmedizin herzustellen, die auch bei Kindern und
Schwangeren Anwendung findet. Sogar von den preußischen Offizieren der
Kaiserzeit wurde Hanfkraut in kleinen silbernen Knasterpfeifchen gut und gerne
geraucht, weil es, frei nach Wilhelm Busch, „der Seel` a Ruh` gibt“
und, wie wir nun ja wissen, posttraumatische Belastungsstörungen lindert bzw.
heilt.
Aus der Vergangenheit
lernen
Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland seit 500 Jahren
immer wieder Menschen durch Kriege in Extremsituationen gebracht wurden und
zwei dieser Ereignisse erst circa 70 und 100 Jahre zurückliegen, sollten wir
uns bewusst machen, dass wir aufgrund unserer Prägung eine Urangst vor Flucht,
Krieg und Gewalt seit Generationen sogar genetisch an unsere Kinder weiter
geben, nicht „nur“, wie zum Beispiel von Ingrid Müller-Münsch in ihrem Buch Die geprügelte Generation beschrieben,
durch krankhaftes, gewalttätiges Verhalten in Familie und Gesellschaft. Dieses
krankhafte Verhalten ist eine Bürde, die der „fromme Deutsche“ als
moralischen Kompass seit der Reformation und dem Dreißigjährigen Krieg mit sich
herum trägt und als Psychose an seine Kinder weiter gibt. Gleiches gilt für
Engländer, Franzosen, Spanier, Russen und Österreicher, usw. Aktuell erleben
wir durch die Flüchtlinge, die aus Krisen-und Kriegsgebieten zu uns kommen,
dass diese Spirale der Angst noch nicht beendet wurde und deutlich weitere
Kreise zieht.
Der vierte Reiter
Kinder und Erwachsene verarbeiten extreme Erlebnisse
unterbewusst und können dadurch in ihrer Entwicklung und dem späteren Leben
massive gesundheitliche Problem erleiden, die dann weiter vererbt werden können.
Die Autoren Michael Schneider und Joachim Süss haben in Nebelkinder – Kriegsenkel treten aus dem Traumaschatten der Geschichte in
vielen Fallbeispielen gezeigt, wie tief verwurzelt diese Störungen in uns weiter
leben und wie uns der vierte apokalyptische Reiter immer noch quält und im
Griff hat. Wir könnten uns diesem Griff endlich und nachhaltig entwinden, wenn
unsere politischen Entscheidungsträger sich dazu durchringen könnten, ein Kraut
zu re-legalisieren, das den Menschen die Heilung und Befriedung geben kann, die
sie benötigen – denn mit Alkohol, Barbituraten und Opiaten geht es nicht, das zeigen
uns die letzten 100 Jahre der Hanf-Prohibition. Wir sollten dem vierten Reiter
endlich das geben, was er schon so lange sucht: Peace!